Der Umgang mit Mitarbeitern muss geübt sein. Hier ein paar unverbindliche Tipps für junge Chefs.

Der Bewahrer

Lieblingssatz: Was früher gut war, kann heute nicht schlecht sein.

Typisch: Neue Technologien sind für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. E-Mails beantwortet er erst nach mehreren Stunden, SMS gar nicht. Er ist zwar zuverlässig und ehrlich, da ihn aber die moderne Arbeitswelt überfordert, neigt er zu Melancholie und Stressklagen.

So führen Sie ihn: Hier ist Geduld gefragt. Diesem Kollegen müssen Sie zeigen, dass Neues nicht automatisch schlecht ist und dass man auch im Alter noch dazulernen kann (und muss). Das kann zäh werden – halten Sie dennoch durch! Ihr Job wird sonst bestimmt nicht leichter. Zudem stören Kollegen mit Sonderrechten auf Daure das Betriebsklima. Lassen Sie also bei aller Geduld nie einen Zweifel an Ihren Ansprächen aufkommen.

Der Junggebilebene

Lieblingssatz: Man ist so alt wie man sich fühlt.

Typisch: Kurz nach Ihren Dienstantritt tauscht er die alten Jeans gegen einen schicken Designeranzug, zeigt im Büro sein neuen iPhone und erzählt Ihnen stolz, dass er seiner Frau vor Kurzem ein Geschenk bei Ebay ersteigert hat.

So führen Sie ihn: Achtung, dieser Typ hat Angst. Und zwar davor, von Ihnen bald als Alteisen assortiert zu werden. Womöglich steckt hinter der flexiblen Oberfläche tatsächlich die Unbeeweglichkeit eines Bewahrers (siehe oben). Vielleicht weiß er aber auch einfach nicht, wie er mit Ihnen umgehen soll. Deshalb: Neuhem Sie ihm deutlich, dass Sie auf ihn zählen und mit seinem Engangement rechnen – und Sie erhalten einen loyalen Kollegen.

Der Neidische

Liebligssatz: Undank ist der Welten Lohn.

Typisch: Wenn es nach ihm ginge, wäre er schon längst Chef Ihrer Abteilung. Das Schicksal hat es aber anders gewollt. Zudem klaffen bei ihm Selbstbild und Fremdwahrnehmung weit auseinander. Daher kann er sich besondres schwer damit abfinden, dass ihm jemand Jüngeres vor die Nase gesetzt wurde. Diesen Frust kompensiert er entweder mit Besserwisserei oder Blockade.

So führen Sie ihn: Dieser Typ ist gefährlich. Sein schwelender Neid kann ihn zu Intrigen verleiten, mindestens aber führt seine Stimmung zu atmosphärischen Störungen im Team. Hilft alles nichts: Hier müssen Sie über Ihren Schatten springen. Ziehen Sie ihn ins Vertrauen. Geben Sie ihm das Gefühl, ein wichtiges Bindeglied zu Ihrer Macht und den Mitarbeiter zu sein und vermeiden Sie alles, was seinen Neid noch verstärken könnte. Aber: Behalten Sie ihn im Auge. Manche werden so zu wichtigen Vertrauten, andere nutzen Ihr Vertrauen nun erst recht gegen Sie. Falls letztes zutrifft, gib es nur eine Lösung: Feuern Sie den Querulaten!

Der Oberlehrer

Lieblingssatz: Als ich in Ihrem Alter war…

Typisch: Jahrelange Erfahrungen sind sein Schatz. Er hat alles schon gemacht, alles gesehen, er kennt jeden und sich mit allem aus. Und das gibt er auch gerne jdem zu verstehen.

So führen Sie ihn: Überlegen Sie sich gut, wann Sie sich mit ihm auf eine Diskussion einlassen – meist verschwenden Sie so nur Zeit. Denn viele sind auch noch lernresistent. Ein Versuch ist es dennoch wert, vielleicht weiß er es ja tatsächlich besser. Andernfalls hilft hier nur Autorität: Sie haben ihm zugehört und trotzdem anders entschieden. End der Diskussion.

Der Phlegmatiker

Lieblingssatz: Das hab‘ ich mir verdient.

Typisch: Er steht kurz vor dem 30-jährigen Betriebsjubiläum und glaubt daher, schon alles Wichtige geleistet zu haben. Die Mittagspause kann bei ihm schon mal länger dauern, den Nachmittag verbringt er gern mit der Pflege gewachsener Kundenkontakte oder beim Plausch mit den Kollegen.

So führen Sie ihm: Hier müssen Sie den Spagat schaffen zwischen motifierten auf der einen Seite und durchsetzen auf der anderen. Dieser Typ ist oft beratungsresistent, wenn nicht gar renitent. In deiesem Fall machen Sie ihm unmissverständlich klar, dass er sein Gehlat für aktuelle Arbeit bezieht – und setzen Sie ihn in ein Team mit jungen, engagierten Kollegen.

Quelle:

  • Wirtschaftswoche Nr.40, 29.9.2008: „Nachwuchs im Spagat“