Für Erfolg im Job brachen wir mehr als Glück und Talent. Wichtig ist vor allem Volition — jene Willenskraft, mit der wir unsere Ziele erst erreichen. Inzwischen wissen Psychologen: Der Tatendrang lässt sich gezielt trainieren.

Spaziergänge am Strand, Schwimmen im Meer, Abendessen in Restaurants: Der Juli bestand für Georg Albes vor allem aus Müßiggang. Vier Wochen lang gönnte sich der Direktor der Personalberatung Robert Half eine berufliche Auszeit, die er mit Frau und Tochter auf Mallorca verbrachte. Vor allein genoss es Albes, dort endlich einmal komplett „off“ zu sein. Keine Anrufe, keine E-Mails, keine Konferenzen. Herrlich.

Inzwischen hat ihn der stressige Berufsalltag wieder — und wie. Albes verantwortet sieben der elf Niederlassungen des Unternehmens in Deutschland, er ist häufig auf Dienstreise und telefoniert viel, mindestens zehn Stunden arbeitet er täglich. Doch immer wieder mal ertappt sich Albes dabei, wie er statt auf den Bildschirm aus dem Fenster schaut und an die schönen Tage auf Mallorca denkt.

So wie Albes geht es derzeit vielen Deutschen. Sie alle laufen Gefahr, nach der Rückkehr aus dem Urlaub im Motivationsloch stecken zu bleiben — egal, ob sie die Ferien am Balkan, auf den Balearen oder Balkonien verbracht haben.

„Holiday-Blues“ nennen Wissenschaftler dieses Phänomen. Weit über die Hälfte aller Berufstätigen kämpfen nach dem Urlaub mit solchen Anlaufschwierigkeiten.

Jeder Zweite sagte den Meinungsforschern von Forsa an einer Umfrage im vergangenen Jahr, dass die Erholung schon wenige Tage nach Arbeitsbeginn wieder verschwunden sei.

Mehr noch: Elf Prozent der Beschäftigten kommen sogar depressiv ins Büro zurück, fand die New Yorker Sozialpsychologin Carin Rubenstein vor einigen Jahren in einer Studie heraus.

Keine Frage, besonders die Zeit nach dem Sommerurlaub stellt harte Anforderungen an unsere Motivation. Halb schwelgen wir noch in Erinnerungen an laue Sommernächte, halb gruselt es uns schon vor dem dunklen Herbst — die Tage werden kürzer, die Temperaturen kälter, die Regengüsse stärken Insofern beweist der deutsche Verlag des amerikanischen Bestsellerautors Daniel Pink in diesem Jahr hervorragendes Timing.

Drive: Was Sie wirklich motiviert“ heißt das neue Werk des Wissenschaftsjournalisten und ehemaligen Redenschreibers des US-Vizepräsidenten Al Gore. Darin widmet sich Pink vor allem drei Elementen der Motivation: „Das Geheimnis unseres persönlichen Erfolges ist das zutiefst menschliche Bedürfnis, unser Leben selbst zu bestimmen, zu lernen, Neues zu erschaffen“, schreibt Pink.

Damit hat er gar nicht mal Unrecht. Aber zum Kern des Problems dringt er nicht vor.

Zugegeben, Selbstbestimmung, Perfektionierung und Sinnerfüllung sind drei wichtige Antreiben Pink widmet sich in seinem Buch jedoch hauptsächlich deren Ursachen — die konkrete Umsetzung verschweigt er.

Doch genau das ist das Problem: Etwas zu wollen ist die eine Seite — es tatsächlich zu tun etwas ganz anderes. Genau diesem Phänomen haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Wissenschaftler gewidmet, unter dem Fachbegriff: Volition.

Seinen Ursprung hat der Begriff im lateinischen Wort „voluntas“ (Wille). Psychologen verstehen unter Volition heute die Entschlossenheit, unsere Träume, Vorhaben und Ziele auch wirklich in die Tat umzusetzen. Das klingt vielleicht simpel. Ist es aber bei Weitem nicht

Mehr als Tschaka

Bei Volition geht es um mehr als plumpes „Tschaka — du schaffst es“, mit dem der niederländische Motivationsguru und Bäckermeister Emile Ratelband in den Neunzigerjahren zweifelhafte Bekanntheit erlangte. Wahre Willenskraft beinhaltet eine Reihe verschiedener Fähigkeiten, zu denen der renommierte deutsche Psychologe Julius Kuhl von der Universität Osnabrück vor allem fünf zählt:

  • Aufmerksamkeitskontrolle. Besonders willensstarke Personen fokussieren sich beharrlich auf ihr Ziel — und lassen sich nicht ablenken, bis sie es erreicht haben.
  • Emotionskontrolle. Frust, Traurigkeit oder Wut sind tür Tatendrang äußerst kontraproduktiv. Menschen mit hoher Volition wissen genau, wie sie solche Gefühle zähmen können.
  • Misserfolgsbewältigung. Rückschläge kommen vor. Es ist nur menschlich, wenn sie uns kurz aufhalten — bloß aus der Bahn werfen dürfen sie uns nicht
  • Motivationskontrolle. Irgendwann lässt das Durchhaltevermögen zwangsläufig nach — dann gilt es, sich durch selbst gesetzte Anreize weiter anzutreiben.
  • Umweltkontrolle. Wer besonders willensstark ist, achtet auch auf seine Arbeitsumgebung. Dazu gehört etwa, bei Bedarf sämtliche Störquellen wie Blackberrys, Handys oder E-Mailprogramme abzuschalten.

Jeder Mensch beherrscht diese Fähigkeiten unterschiedlich gut. Eins ist uns jedoch gemein: Am häufigsten hapert es beim Punkt Aufmerksamkeitskontrolle.

Zu diesem Ergebnis kam der Managementprofessor Waldemar Pelz von der Fachhochschule Gießen-Friedberg in einer Studie, Zwischen Oktober 2009 und

Februar 2010 behagte er knapp 1400 Personen zu den verschiedenen Kompetenzen (siehe Test).

Test: Wie sehr wollen Sie?

Finden Sie heraus, wie willensstark Sie sind. Zutreffendes ankreuzen und die Anzahl summieren.

[_] Ich kann mich sehr gut konzentrieren…

[_] …auch über mehrere Stunden hinweg.

[_] Bei wichtigen Aufgaben lasse ich mich nicht unterbrechen…

[_] …denn ich mache mir die negativen Konsequenzen eines Scheiterns bewusst.

[_] ich bin selten zerstreut oder abgelenkt.

[_] Kollegen bewundern meine Disziplin.

[_] Meist bin ich voller Energie.

[_] Auch schlechte Laune habe ich selten.

[_] Durch angenehme Gedanken kann ich sie bei Bedarf leicht vertreiben.

[_] Von Rückschlägen erhole ich mich schnell- sie machen mich bloß stärken

[_] Unangenehme Dinge erledige ich ohne Zögern…

[_] …weil ich auch ihnen etwas Positives abgewinnen kann.

[_] Dann erinnere ich mich daran, dass alles noch schlimmer sein könnte.

[_] Ich arbeite gezielt an meinen Stärken und Schwächen…

[_] …und reflektiere ständig, was ich noch besser machen könnte.

[_] Habe ich ein (Teil-)Zeil erreicht, belohne ich mich dafür.

[_] Und halte den Erfolg schriftlich fest.

[_] Wenn ein Projekt stockt, mache ich mir bewusst, dass ich normalerweise gute Arbeit leiste.

[_] Ich denke an meine Stärken, um mich nicht von meinen Schwächen blockieren zu lassen.

[_] Mit Nervosität kann ich jederzeit gut umgehen.

[_] Passiert etwas Unerwartetes. Bleibe ich trotzdem gelassen.

[_] Dann rede ich mir selbst gut zu und beruhige mich.

[_] Ich finde immer eine kreative Losung.

[_] Daher gerate ich selten in Panik.

[_] Falls doch, absolviere ich Entspannungsübungen.

[_] Ich setze im Job klare Prioritäten.

[_] Langes Grübeln und Unentschlossenheit sind mir fremd.

[_] Ich erkenne schnell, was zu tun ist, und handele dementsprechend.

[_] Meine Kollegen reden mehr von ihren Problemen als ich…

[_] … für mich sind es ohnehin Herausforderungen.

WENIGER ALS 10 PUNKTE

Mit Ihrer Willenskraft ist es nicht allzu weit her. Vielleicht haben Sie momentan einfach nur eine schlechte Phase? Was immer auch die Ursache ist, sehen Sie die Auswirkung positiv: Von hier an kann es nur besserwerden. Berücksichtigen Sie die Tipps und arbeiten Sie daran, Ihre Stimmung zu verbessern. Falls auch das nichts hilft: Sind Sie sicher, dass Sie

Ihren Traumjob schon gefunden haben?

10 BIS 20 PUNKTE

„Nobody is perfect“ — wer wüsste das besser als Sie? Am liebsten handeln Sie nach der Maxime „Morgen ist ja auch noch ein Tag“, obwohl Ihnen bewusst ist, dass Sie abends zufriedener nach Hause gehen, wenn Sie tagsüber produktiv waren. Nehmen Sie sich vor, an Ihren Stärken und Schwächen zu teilen. Was können Sie besonders gut? Was (noch) nicht? Und wie können Sie es erreichen?

21 BIS 30 PUNKTE

Ihr Lehensmotto: Yes, I can! Nutzen Sie Ihren Tatendrang, um neue Pläne zu schmieden. Aber prahlen Sie im Joballtag nicht mit Ihrer beruflichen Sturm- und Drang-Phase. Damit ernten sie bestenfalls schräge Blicke, schlimmstenfalls Missgunst. Besser: Geben Sie Kollegen mit einem offenen Ohr ein paar Tipps, damit auch die künftig mit mehr Verve zur Arbeit gehen.

Eindeutiges Resultat: Männer wie Frauen fiel es am schwersten, sich während einer wichtigen Tätigkeit nicht von anderen Dingen ablenken zu lassen.

Kein Wunder, dass sich diese Schwäche auch auf unsere Arbeit auswirkt, „Selbst wenn Angestellte eigentlich über ein hohes Potenzial verfügen, sind ihre Ergebnisse äußerst dürftig“, sagt Pelz.

Zielloses Surfen

Das Ausmaß kennt jeder. Wir wissen genau, dass der Abgabetermin für die wichtige Präsentation näher rückt, und surfen trotzdem lieber ziellos durchs Internet. Wir müssen eigentlich längst die Konferenz mit Geschäftspartnern vorbereiten, und finden doch immer noch etwas vermeintlich Wichtigeres zu tun.

Der Fachbegriff dafür: Prokrastination, zu Deutsch: Aufschieberitis. Ein weit verbreitetes Phänomen — ganz gleich, ob bei jungen Absolventen oder erfahrenen Managern.

Der amerikanische Psychologe Joe Ferrari von der DePaul-Universität in Chicago stellte 2005 eine Studie vor, derzufolge inzwischen jeder fünfte Mensch ein chronischer Aufschieber sei. Wir alle neigen dazu, uns ständig einzureden, dass morgen ja auch noch ein Tag ist und übermorgen erst recht. Die Konsequenzen sind jedoch immer dieselben; Die Sache wird erst kurz vor knapp fertig — oder nie.

Die Arbeit endet so unnötigerweise im Stress, zudem kommt solch ein Ethos bei keinem Vorgesetzten gut an. Mit mehr Willenskraft könnten wir uns die Hektik ersparen.

Mehr noch: Willenskrail ist sogar ein veritabler Karrierefaktor. „Was alle Erfolgreichen miteinander verbindet, ist die Fähigkeit, den Graben zwischen Entschluss und Ausführung äußerst schmal zu halten“, sagte einst der berühmte US-Ökonom Peter Drucker.

Diese Regel gilt auch heute noch. Die Managementberatung Kienbaum befragte vor einem Jahr 189 Konzerne und mittelständische Unternehmen, worauf sie bei High Potentials am meisten achten. Das Ergebnis war deutlich. Für 85 Prozent ist hoher Wille ein Muss — noch vor Lernbereitschaft, der Fähigkeit zur Selbstkritik oder Belastbarkeit.

Geld sport nicht an

Bis vor wenigen Jahren wussten Psychologen nur, wie sich Leidenschaft und Leistungsbereitschaft — die sogenannte intrinsische Motivation — zerstören lässt. Besonders kontraproduktiv: finanzielle Anreize. 1999 wertete der US-Psychologe Edward Deci von der Universität von Rochester 128 Studien aus, die sich mit den Folgen von Belohnungen beschäftigten. Sein Fazit: „Materielle Belohnungen zerstören intrinsische Motivation.“

Mehr Geld spornt nicht an — dahinter steckt folgendes Prinzip: Wenn wir etwas gerne tun, etwa, weil wir es genießen oder daraus lernen, sind wir von alleine motiviert. Kommt die Belohnung ins Spiel, fokussieren wir uns unmittelbar auf sie — und gehen der Tätigkeit nicht mehr aus purem Vergnügen, sondern reinem Profitstreben nach. Vereinfacht gesagt: Wir verlieren die Lust.

Leerer Tank

Inzwischen haben Forscher jedoch herausgefunden: Volition ist keine gottgegebene Eigenschaft, die der eine hat und der andere nicht. Vielmehr funktioniert Willenskraft ähnlich wie ein Muskel. Regelmäßiges Trainingg kann sie stärken — und Rasten führt zum Rosten.

Diese Erkenntnis geht vor allem zurück auf Untersuchungen von Roy Baumeister. Der Psychologieprofessor der Florida-State—Universität gilt als Entdecker der sogenannten „Ego-Depletion“-Theorie. Vereinfacht gesagt: Je mehr Willenskraft wir aufwenden, desto mehr Energie verbrauchen wir, bis der Tank irgendwann leer ist. Buchstäblich.

In einer Studie im Jahr 2008 ließ Baumeister seine Probanden Aufgaben lösen, die ihre Selbstbeherrschung auf die Probe stellten. Sie mussten beispielsweise einen Film ansehen, der sie entweder zum Lachen oder zum Weinen animierte — allerdings trug Baumeister ihnen auf, keine Regung zu zeigen. Die Kontrollgruppe durfte ihren Gefühlen hingegen freien Lauf lassen.

Im Anschluss nahm er Blutproben der Teilnehmer und maß den Zuckergehalt. Und siehe da: Wer im Versuch keine Gefühlsregung zeigen durfte, hatte einen weitaus niedrigeren Blutzuckerspiegel, also hohen Energieverbrauch. Bei der Kontrollgruppe waren die Werte hingegen gleich geblieben.

In einem anschließenden Experiment testete Baumeister die Selbstkontrolle aller Teilnehmer — am schlechtesten schnitten diesmal diejenigen ab, die bereits im ersten Versuch ihre Gefühle kontrollieren mussten.

Claudius Nassabi kann das bestätigen. Er ist Marketingchef von Human, einem Wiesbadener Hersteller von Laborgeräten mit deutschlandweit 200 Mitarbeitern. Im Job fiel Nassabi auf, dass er sich häufig ablenken ließ und die unwichtige Spreu bisweilen nicht vom wichtigen Weizen trennte. Ein Coaching bestätigte ihm die Schwäche, Diese Selbsterkenntnis war der erste Weg zur Besserung.

Wenn er jetzt im Job emotional belastende Situationen erlebt, versucht er, sich zu beruhigen und trotzdem konzentriert zu bleiben (siehe Tipps). Inzwischen gelingt. es ihm viel besser, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten und sachlich zu bleiben. Und er konzentriert sich auf wesentliche Dinge, ohne sich dabei ablenken zu lassen. Mit erfreulichen Folgen: „Ich vergeude weniger Arbeits- und Lebenszeit“, sagt Nassabi.

Tipps: Du schaffst das!

1. ERFOLG VERGEWISSERN

Der kanadische Psychologe Albert Bandura fand heraus, dass wir Aufgaben tatsächlich besser lösen, wenn wir uns das vorher selbst einreden. Falls Ihnen positives Feedback schwer fällt, erinnern Sie sich an Ihre Erfolge. Was ist Ihnen in der Vergangenheit gut gelungen? Wo liegen Ihre Stärken? Und wann können Sie diese optimal einsetzen?

2. DRUCK AUFBAUEN

Surfen Sie oft durchs Internet, anstatt sich zu konzentrieren? Stellen Sie sich einfach das Worst-Case-Szenario vor — Scheitern auf ganzer Linie. Tragen Sie in einer Tabelle das Projekt ein, daneben die wichtigen Bezugspersonen sowie zu erwartende Konsequenzen. Beispiel: Sie versagen bei der Akquise, Ihr Chef ist enttäuscht, die Karriere vorerst gestoppt. Keine schöne Vorstellung? Eben. Also an die Arbeit!

3. FANTASIE NUTZEN

Vor allem ehrgeizige Menschen plagen häufig Versagensängste. Abhilfe schaffen positive Fantasien — vor allem, wenn unangenehme Aufgaben anstehen. Schließen Sie die Augen und malen Sie sich aus, Sie hätten Projekt X oder Präsentation Y bereits hinter sich gebracht. Denken Sie aber auch daran, was Sie bis zum Erreichen der Ziellinie noch erledigen müssen.

4. STRESS REDUZIEREN

Selbst Menschen mit dem Ruhepuls eines Triathleten geraten bisweilen in emotionale Schieflage. Ärger, Wut oder Zorn sind Gift für die Willenskraft. In harmlosen Fällen kann es helfen, bei netten Kollegen rhetorischen Dampf abzulassen. Sitzt der Stachel tiefer, versuchen Sie es mit Atemübungen

(Augen schließen, zehn Minuten ein- und ausatmen) oder der progressiven Muskelrelaxation (einzelne Muskeln wenige Sekunden anspannen, abrupt wieder lösen).

5. ZIELE SETZEN

Klingt banal, ist es aber nicht — denn ein vernünftiges Ziel sollte sowohl herausfordernd als auch realistisch sein. Orientieren Sie sich am Akronym SMART; Demnach müssen Ziele spezifisch, messbar, erreichbar („attainable“), realistisch und zeitlich fixiert („timely“) sein. „Ich will gesünder leben“ ist daher kein gutes Ziel, besser: „Ich will jeden zweiten Tag 30 Minuten joggen!“

Das Verblüffende ist: Eigentlich könnten wir im Berufsalltag auch ohne Willenskraft auskommen. Zumindest theoretisch. Dann nämlich, wenn uns eine Aufgabe so viel Freude bereitet, dass wir sie ohne Überwindung bewältigen.

Im Extremfall führen solche Situationen zum sogenannten Flow-Erlebnis, bei dem die Personen völlig in einer Tätigkeit versinken. Bloß: Dieses Vergnügen haben nur wenige Arbeitnehmer. Eher dominieren Frust und Unlust.

Berufspendler klagen etwa über hohe Benzinpreise, die Angestellten im Großraumbüro über zu laute Kollegen, Führungskräfte über planlose Geschäftsführungen. Das Geld wird weniger, die Angst um den Job steigt, der Druck am Arbeitsplatz ebenfalls.

Und genau deshalb müssen wir auf Volition zurückgreifen, um unsere Aufgaben zu erledigen und Ziele zu erreichen. Die sei „die zweitbeste Lösung“, sagt der Motivationspsychologe Hugo Kehr, Professor an der TU München.

Experimente haben auch gezeigt, wie sich Willenskraft steigern lässt. Demnach haben vor allem Träume und Visionen einen großen Einfluss auf sie. „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzutei1en“, schrieb einst der französische Schriftsteller Antnine de Saint-Exupéry „sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Was sich nach esoterischem Gesäusel anhört, funktioniert in der Realität durchaus. Schon bei Schülern.

Mesmin Destrina und Daphna Oyserman von der Universität von Michigan befragten in einer aktuellen Studie 266 Fünft- bis Achtklässler, wo sie sich in zehn Jahren sehen und welchen Traumberuf sie hatten. Zwar erwarteten nur 46 Prozent aller Befragten, später einen Beruf auszuüben, für den eine gute Ausbildung wichtig ist — aber genau diese Gruppe investierte am meisten Zeit in ihre Hausaufgaben. Mehr noch: Sie hatte auch die besten Noten.

Kraft der Visionen

In einem zweiten Test teilten die Wissenschaftlerinnen 295 Schüler in zwei Gruppen. Die eine bekam einen Vortrag über den Zusammenhang von fleißigem Lernen und erfolgreichen Berufen. Die andere erfuhr etwas über die hohen Einkommen von Sportlern, Musikern und Schauspielern.

Nach den unterschiedlichen Referaten bekamen beide Gruppen die Möglichkeit, Pluspunkte für das laufende Schuljahr zu sammeln, wenn sie eine freiwillige Extra-Hausaufgabe übernahmen. Das Resultat überraschte selbst die erfahrenen Forscher: Von der ersten Gruppe entschieden sich achtmal mehr Schüler für die Zusatzarbeit. Die Kraft der Visionen eben.

Quellen:

Spaziergänge am Strand, Schwimmen im Meer, Abendessen in Restaurants: Der Juli bestand für Georg Albes vor allem aus Müßiggang. Vier Wochen lang gönnte sich der Direktor der Personalberatung Robert Half eine berufliche Auszeit, die er mit Frau und Tochter auf Mallorca verbrachte. Vor allein genoss es Albes, dort endlich einmal komplett „off" zu sein. Keine Anrufe, keine E-Mails, keine Konferenzen. Herrlich.

Inzwischen hat ihn der stressige Berufsalltag wieder — und wie. Albes verantwortet sieben der elf Niederlassungen des Unternehmens in Deutschland, er ist häufig auf Dienstreise und telefoniert viel, mindestens zehn Stunden arbeitet er täglich. Doch immer wieder mal ertappt sich Albes dabei, wie er statt auf den Bildschirm aus dem Fenster schaut und an die schönen Tage auf Mallorca denkt.

So wie Albes geht es derzeit vielen Deutschen. Sie alle laufen Gefahr, nach der Rückkehr aus dem Urlaub im Motivationsloch stecken zu bleiben — egal, ob sie die Ferien am Balkan, auf den Balearen oder Balkonien verbracht haben.

„Holiday-Blues“ nennen Wissenschaftler dieses Phänomen. Weit über die Hälfte aller Berufstätigen kämpfen nach dem Urlaub mit solchen Anlaufschwierigkeiten.

Jeder Zweite sagte den Meinungsforschern von Forsa an einer Umfrage im vergangenen Jahr, dass die Erholung schon wenige Tage nach Arbeitsbeginn wieder verschwunden sei.

Mehr noch: Elf Prozent der Beschäftigten kommen sogar depressiv ins Büro zurück, fand die New Yorker Sozialpsychologin Carin Rubenstein vor einigen Jahren in einer Studie heraus.

Keine Frage, besonders die Zeit nach dem Sommerurlaub stellt harte Anforderungen an unsere Motivation. Halb schwelgen wir noch in Erinnerungen an laue Sommernächte, halb gruselt es uns schon vor dem dunklen Herbst — die Tage werden kürzer, die Temperaturen kälter, die Regengüsse stärken Insofern beweist der deutsche Verlag des amerikanischen Bestsellerautors Daniel Pink in diesem Jahr hervorragendes Timing.

„Drive: Was Sie wirklich motiviert“ heißt das neue Werk des Wissenschaftsjournalisten und ehemaligen Redenschreibers des US-Vizepräsidenten Al Gore. Darin widmet sich Pink vor allem drei Elementen der Motivation: „Das Geheimnis unseres persönlichen Erfolges ist das zutiefst menschliche Bedürfnis, unser Leben selbst zu bestimmen, zu lernen, Neues zu erschaffen“, schreibt Pink. 

Damit hat er gar nicht mal Unrecht. Aber zum Kern des Problems dringt er nicht vor.

Zugegeben, Selbstbestimmung, Perfektionierung und Sinnerfüllung sind drei wichtige Antreiben Pink widmet sich in seinem Buch jedoch hauptsächlich deren Ursachen — die konkrete Umsetzung verschweigt er.

Doch genau das ist das Problem: Etwas zu wollen ist die eine Seite — es tatsächlich zu tun etwas ganz anderes. Genau diesem Phänomen haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Wissenschaftler gewidmet, unter dem Fachbegriff: Volition.

Seinen Ursprung hat der Begriff im lateinischen Wort „voluntas“ (Wille). Psychologen verstehen unter Volition heute die Entschlossenheit, unsere Träume, Vorhaben und Ziele auch wirklich in die
Tat umzusetzen. Das klingt vielleicht simpel. Ist es aber bei Weitem nicht

MEHR ALS TSCHAKA

Bei Volition geht es um mehr als plumpes „Tschaka — du schaffst es“, mit dem der
niederländische Motivationsguru und Bäckermeister Emile Ratelband in den Neunzigerjahren zweifelhafte Bekanntheit erlangte. Wahre Willenskraft beinhaltet eine Reihe verschiedener Fähigkeiten, zu denen der renommierte deutsche Psychologe Julius Kuhl von der Universität Osnabrück vor allem fünf zählt:
• Aufmerksamkeitskontrolle. Besonders willensstarke Personen fokussieren sich
beharrlich auf ihr Ziel — und lassen sich nicht ablenken, bis sie es erreicht haben.
• Emotionskontrolle. Frust, Traurigkeit oder Wut sind tür Tatendrang äußerst
kontraproduktiv. Menschen mit hoher Volition wissen genau, wie sie solche Gefühle zähmen können.
• Misserfolgsbewältigung. Rückschläge kommen vor. Es ist nur menschlich, wenn
sie uns kurz aufhalten — bloß aus der Bahn werfen dürfen sie uns nicht
• Motivationskontrolle. Irgendwann lässt das Durchhaltevermögen zwangsläufig nach — dann gilt es, sich durch selbst gesetzte Anreize weiter anzutreiben.
• Umweltkontrolle. Wer besonders willensstark ist, achtet auch auf seine Arbeitsumgebung. Dazu gehört etwa, bei Bedarf sämtliche Störquellen wie Blackberrys, Handys oder E-Mailprogramme abzuschalten.

Jeder Mensch beherrscht diese Fähigkeiten unterschiedlich gut. Eins ist uns jedoch gemein: Am häufigsten hapert es beim Punkt Aufmerksamkeitskontrolle.

Zu diesem Ergebnis kam der Managementprofessor Waldemar Pelz von der Fachhochschule Gießen-Friedberg in einer Studie, Zwischen Oktober 2009 und
Februar 2010 behagte er knapp 1400 Personen zu den verschiedenen Kompetenzen (siehe Test).

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Wie sehr wollen Sie?

Finden Sie heraus, wie willensstark Sie sind. Zutreffendes ankreuzen und die Anzahl summieren.

[ ] Ich kann mich sehr gut konzentrieren...
[ ] ...auch über mehrere Stunden hinweg.
[ ] Bei wichtigen Aufgaben lasse ich mich nicht unterbrechen...
[ ] ...denn ich mache mir die negativen Konsequenzen eines Scheiterns bewusst.
[ ] ich bin selten zerstreut oder abgelenkt.
[ ] Kollegen bewundern meine Disziplin.
[ ] Meist bin ich voller Energie.
[ ] Auch schlechte Laune habe ich selten.
[ ] Durch angenehme Gedanken kann ich sie bei Bedarf leicht vertreiben.
[ ] Von Rückschlägen erhole ich mich schnell- sie machen mich bloß stärken
[ ] Unangenehme Dinge erledige ich ohne Zögern...
[ ] ...weil ich auch ihnen etwas Positives abgewinnen kann.
[ ] Dann erinnere ich mich daran, dass alles noch schlimmer sein könnte.
[ ] Ich arbeite gezielt an meinen Stärken und Schwächen...
[ ] ...und reflektiere ständig, was ich noch besser machen könnte.
[ ] Habe ich ein (Teil-)Zeil erreicht, belohne ich mich dafür.
[ ] Und halte den Erfolg schriftlich fest.
[ ] Wenn ein Projekt stockt, mache ich mir bewusst, dass ich normalerweise gute
Arbeit leiste.
[ ] Ich denke an meine Stärken, um mich nicht von meinen Schwächen blockieren
zu lassen.
[ ] Mit Nervosität kann ich jederzeit gut umgehen.
[ ] Passiert etwas Unerwartetes. Bleibe ich trotzdem gelassen.
[ ] Dann rede ich mir selbst gut zu und beruhige mich.
[ ] Ich finde immer eine kreative Losung.
[ ] Daher gerate ich selten in Panik.
[ ] Falls doch, absolviere ich Entspannungsübungen.
[ ] Ich setze im Job klare Prioritäten.
[ ] Langes Grübeln und Unentschlossenheit sind mir fremd.
[ ] Ich erkenne schnell, was zu tun ist, und handele dementsprechend.
[ ] Meine Kollegen reden mehr von ihren Problemen als ich...
[ ] ... für mich sind es ohnehin Herausforderungen.

WENIGER ALS 10 PUNKTE
Mit Ihrer Willenskraft ist es nicht allzu weit her. Vielleicht haben Sie momentan einfach nur eine schlechte Phase? Was immer auch die Ursache ist, sehen Sie die Auswirkung positiv: Von hier an kann es nur besserwerden. Berücksichtigen Sie die Tipps und arbeiten Sie daran, Ihre Stimmung zu verbessern. Falls auch das nichts hilft: Sind Sie sicher, dass Sie
Ihren Traumjob schon gefunden haben?

10 BIS 20 PUNKTE
„Nobody is perfect“ — wer wüsste das besser als Sie? Am liebsten handeln Sie nach der Maxime „Morgen ist ja auch noch ein Tag“, obwohl Ihnen bewusst ist, dass Sie abends zufriedener nach Hause gehen, wenn Sie tagsüber produktiv waren. Nehmen Sie sich vor, an Ihren Stärken und Schwächen zu teilen. Was können Sie
besonders gut? Was (noch) nicht? Und wie können Sie es erreichen?

21 BIS 30 PUNKTE
Ihr Lehensmotto: Yes, I can! Nutzen Sie Ihren Tatendrang, um neue Pläne zu schmieden. Aber prahlen Sie im Joballtag nicht mit Ihrer beruflichen Sturm- und Drang-Phase. Damit ernten sie bestenfalls schräge Blicke, schlimmstenfalls Missgunst. Besser: Geben Sie Kollegen mit einem offenen Ohr ein paar Tipps, damit auch die künftig mit mehr Verve zur Arbeit gehen.

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Eindeutiges Resultat: Männer wie Frauen fiel es am schwersten, sich während einer wichtigen Tätigkeit nicht von anderen Dingen ablenken zu lassen.

Kein Wunder, dass sich diese Schwäche auch auf unsere Arbeit auswirkt, „Selbst wenn Angestellte eigentlich über ein hohes Potenzial verfügen, sind ihre Ergebnisse äußerst dürftig“, sagt Pelz.

ZIELLOSES SURFEN

Das Ausmaß kennt jeder. Wir wissen genau, dass der Abgabetermin für die wichtige Präsentation näher rückt, und surfen trotzdem lieber ziellos durchs Internet. Wir müssen eigentlich längst die Konferenz mit Geschäftspartnern vorbereiten, und finden doch immer noch etwas vermeintlich Wichtigeres zu tun.

Der Fachbegriff dafür: Prokrastination, zu Deutsch: Aufschieberitis. Ein weit verbreitetes Phänomen — ganz gleich, ob bei jungen Absolventen oder erfahrenen
Managern.

Der amerikanische Psychologe Joe Ferrari von der DePaul-Universität in Chicago stellte 2005 eine Studie vor, derzufolge inzwischen jeder fünfte Mensch ein chronischer Aufschieber sei. Wir alle neigen dazu, uns ständig einzureden, dass morgen ja auch noch ein Tag ist und übermorgen erst recht. Die Konsequenzen sind jedoch immer dieselben; Die Sache wird erst kurz vor knapp fertig — oder nie.

Die Arbeit endet so unnötigerweise im Stress, zudem kommt solch ein Ethos bei keinem Vorgesetzten gut an. Mit mehr Willenskraft könnten wir uns die Hektik ersparen.

Mehr noch: Willenskrail ist sogar ein veritabler Karrierefaktor. „Was alle Erfolgreichen miteinander verbindet, ist die Fähigkeit, den Graben zwischen Entschluss und Ausführung äußerst schmal zu halten“, sagte einst der berühmte US-Ökonom Peter Drucker.

Diese Regel gilt auch heute noch. Die Managementberatung Kienbaum befragte vor einem Jahr 189 Konzerne und mittelständische Unternehmen, worauf sie bei High Potentials am meisten achten. Das Ergebnis war deutlich. Für 85 Prozent ist hoher Wille ein Muss — noch vor Lernbereitschaft, der Fähigkeit zur Selbstkritik
oder Belastbarkeit.

GELD SPORNT NICHT AN

Bis vor wenigen Jahren wussten Psychologen nur, wie sich Leidenschaft und Leistungsbereitschaft — die sogenannte intrinsische Motivation — zerstören lässt. Besonders kontraproduktiv: finanzielle Anreize. 1999 wertete der US-Psychologe Edward Deci von der Universität von Rochester 128 Studien aus, die sich mit den Folgen von Belohnungen beschäftigten. Sein Fazit: „Materielle Belohnungen zerstören intrinsische Motivation.“

Mehr Geld spornt nicht an — dahinter steckt folgendes Prinzip: Wenn wir etwas
gerne tun, etwa, weil wir es genießen oder daraus lernen, sind wir von alleine motiviert. Kommt die Belohnung ins Spiel, fokussieren wir uns unmittelbar auf sie — und gehen der Tätigkeit nicht mehr aus purem Vergnügen, sondern reinem Profitstreben nach. Vereinfacht gesagt: Wir verlieren die Lust.

LEERER TANK

Inzwischen haben Forscher jedoch herausgefunden: Volition ist keine gottgegebene Eigenschaft, die der eine hat und der andere nicht. Vielmehr funktioniert Willenskraft ähnlich wie ein Muskel. Regelmäßiges Trainingg kann sie stärken —
und Rasten führt zum Rosten.

Diese Erkenntnis geht vor allem zurück auf Untersuchungen von Roy Baumeister. Der Psychologieprofessor der Florida-State—Universität gilt als Entdecker der sogenannten „Ego-Depletion"-Theorie. Vereinfacht gesagt: Je mehr Willenskraft wir aufwenden, desto mehr Energie verbrauchen wir, bis der Tank irgendwann leer ist. Buchstäblich.

In einer Studie im Jahr 2008 ließ Baumeister seine Probanden Aufgaben lösen, die ihre Selbstbeherrschung auf die Probe stellten. Sie mussten beispielsweise einen Film ansehen, der sie entweder zum Lachen oder zum Weinen animierte — allerdings trug Baumeister ihnen auf, keine Regung zu zeigen. Die Kontrollgruppe durfte ihren Gefühlen hingegen freien Lauf lassen.

Im Anschluss nahm er Blutproben der Teilnehmer und maß den Zuckergehalt. Und siehe da: Wer im Versuch keine Gefühlsregung zeigen durfte, hatte einen weitaus niedrigeren Blutzuckerspiegel, also hohen Energieverbrauch. Bei der Kontrollgruppe waren die Werte hingegen gleich geblieben.

In einem anschließenden Experiment testete Baumeister die Selbstkontrolle aller Teilnehmer — am schlechtesten schnitten diesmal diejenigen ab, die bereits im ersten Versuch ihre Gefühle kontrollieren mussten.

Claudius Nassabi kann das bestätigen. Er ist Marketingchef von Human, einem Wiesbadener Hersteller von Laborgeräten mit deutschlandweit 200 Mitarbeitern. Im Job fiel Nassabi auf, dass er sich häufig ablenken ließ und die unwichtige Spreu bisweilen nicht vom wichtigen Weizen trennte. Ein Coaching bestätigte ihm die Schwäche, Diese Selbsterkenntnis war der erste Weg zur Besserung.

Wenn er jetzt im Job emotional belastende Situationen erlebt, versucht er, sich
zu beruhigen und trotzdem konzentriert zu bleiben (siehe Tipps). Inzwischen gelingt. es ihm viel besser, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten und sachlich zu bleiben. Und er konzentriert sich auf wesentliche Dinge, ohne sich dabei ablenken zu lassen. Mit erfreulichen Folgen: „Ich vergeude weniger Arbeits- und Lebenszeit", sagt Nassabi.

--->8--->8--->8--->8((TIPPS))--->8--->8--->8--->8--->8---
Du schaffst das!

1. ERFOLG VERGEWISSERN
Der kanadische Psychologe Albert Bandura fand heraus, dass wir Aufgaben tatsächlich besser lösen, wenn wir uns das vorher selbst einreden. Falls Ihnen positives Feedback schwer fällt, erinnern Sie sich an Ihre Erfolge. Was ist Ihnen in der Vergangenheit gut gelungen? Wo liegen Ihre Stärken? Und wann können Sie diese optimal einsetzen?

2. DRUCK AUFBAUEN
Surfen Sie oft durchs Internet, anstatt sich zu konzentrieren? Stellen Sie sich einfach das Worst-Case-Szenario vor — Scheitern auf ganzer Linie. Tragen Sie in einer Tabelle das Projekt ein, daneben die wichtigen Bezugspersonen sowie zu erwartende Konsequenzen. Beispiel: Sie versagen bei der Akquise, Ihr Chef ist enttäuscht, die Karriere vorerst gestoppt. Keine schöne Vorstellung? Eben. Also an die Arbeit!

3. FANTASIE NUTZEN
Vor allem ehrgeizige Menschen plagen häufig Versagensängste. Abhilfe schaffen
positive Fantasien — vor allem, wenn unangenehme Aufgaben anstehen. Schließen
Sie die Augen und malen Sie sich aus, Sie hätten Projekt X oder Präsentation Y bereits hinter sich gebracht. Denken Sie aber auch daran, was Sie bis zum Erreichen der Ziellinie noch erledigen müssen.

4. STRESS REDUZIEREN
Selbst Menschen mit dem Ruhepuls eines Triathleten geraten bisweilen in emotionale Schieflage. Ärger, Wut oder Zorn sind Gift für die Willenskraft. In harmlosen Fällen kann es helfen, bei netten Kollegen rhetorischen Dampf abzulassen. Sitzt der Stachel tiefer, versuchen Sie es mit Atemübungen
(Augen schließen, zehn Minuten ein- und ausatmen) oder der progressiven Muskelrelaxation (einzelne Muskeln wenige Sekunden anspannen, abrupt wieder lösen).

5. ZIELE SETZEN
Klingt banal, ist es aber nicht — denn ein vernünftiges Ziel sollte sowohl herausfordernd als auch realistisch sein. Orientieren Sie sich am Akronym SMART; Demnach müssen Ziele spezifisch, messbar, erreichbar („attainable“), realistisch und zeitlich fixiert („timely“) sein. „Ich will gesünder leben“ ist daher kein gutes Ziel, besser: „Ich will jeden zweiten Tag 30 Minuten joggen!“
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Das Verblüffende ist: Eigentlich könnten wir im Berufsalltag auch ohne Willenskraft auskommen. Zumindest theoretisch. Dann nämlich, wenn uns eine Aufgabe so viel Freude bereitet, dass wir sie ohne Überwindung bewältigen.
Im Extremfall führen solche Situationen zum sogenannten Flow-Erlebnis, bei
dem die Personen völlig in einer Tätigkeit versinken. Bloß: Dieses Vergnügen haben nur wenige Arbeitnehmer. Eher dominieren Frust und Unlust.

Berufspendler klagen etwa über hohe Benzinpreise, die Angestellten im Großraumbüro über zu laute Kollegen, Führungskräfte über planlose Geschäftsführungen. Das Geld wird weniger, die Angst um den Job steigt, der Druck am Arbeitsplatz ebenfalls.

Und genau deshalb müssen wir auf Volition zurückgreifen, um unsere Aufgaben zu erledigen und Ziele zu erreichen. Die sei „die zweitbeste Lösung“, sagt der Motivationspsychologe Hugo Kehr, Professor an der TU München.

Experimente haben auch gezeigt, wie sich Willenskraft steigern lässt. Demnach
haben vor allem Träume und Visionen einen großen Einfluss auf sie. „Wenn du
ein Schiff bauen willst, dann trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzutei1en“, schrieb einst der französische Schriftsteller Antnine de Saint-Exupéry „sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
Was sich nach esoterischem Gesäusel anhört, funktioniert in der Realität durchaus. Schon bei Schülern.

Mesmin Destrina und Daphna Oyserman von der Universität von Michigan befragten in einer aktuellen Studie 266 Fünft- bis Achtklässler, wo sie sich in zehn Jahren sehen und welchen Traumberuf sie hatten. Zwar erwarteten nur 46 Prozent aller Befragten, später einen Beruf auszuüben, für den eine gute Ausbildung
wichtig ist — aber genau diese Gruppe investierte am meisten Zeit in ihre Hausaufgaben. Mehr noch: Sie hatte auch die besten Noten.

KRAFT DER VISIONEN

In einem zweiten Test teilten die Wissenschaftlerinnen 295 Schüler in zwei Gruppen. Die eine bekam einen Vortrag über den Zusammenhang von fleißigem Lernen und erfolgreichen Berufen. Die andere erfuhr etwas über die hohen Einkommen von Sportlern, Musikern und Schauspielern.

Nach den unterschiedlichen Referaten bekamen beide Gruppen die Möglichkeit, Pluspunkte für das laufende Schuljahr zu sammeln, wenn sie eine freiwillige Extra-Hausaufgabe übernahmen. Das Resultat überraschte selbst die erfahrenen Forscher: Von der ersten Gruppe entschieden sich achtmal mehr Schüler für die Zusatzarbeit. Die Kraft der Visionen eben.

Quellen
>> Hugo Kehr: ,,Authentisches Selbstmanagement - Übungen zur Steigerung von Motivation und Willensstärke". Beltz 2008
>> Julius Kuhl, Jens-Uwe Martens „Die Kunst der Selbstrncrtivierungi Kohlhammer 2009
>> Reinhard Sprenger: „Mythos Motivation — Wege aus einer Sackgasse". Campus 2010
>> Daniel Pinko: Drive — „Was Sie wirklich motiviert“, Ecowin 2010