Der Begriff der Produktivität wurde von dem französischen Forscher Quesnay bereits 1766 in einer wissenschaftlichen Publikation verwendet und steht für einen möglichst optimalen Ressourceneinsatz zur Erreichung gegebener Ziele. (Weber 2021, S. 11)

Das Verhältnis von mengenmäßigem Ertrag und mengenmäßigem Einsatz von Produktionsfaktoren bezeichnet man als mengenmäßige oder technische Wirtschaftlichkeit bzw. allgemein als Produktivität. Die wertmäßige Wirtschaftlichkeit ist der in Geldeinheiten bewertete Ertrag im Verhältnis zu dem in Geldeinheiten bewerteten Einsatz an Produktionsfaktoren. (Weber 2021, S. 14)

Grundlegend können hier das Minimal- und das Maximalprinzip unterschieden werden. Das Minimalprinzip besagt, dass ein gegebener Güterertrag mit einem geringstmöglichen Einsatz von Produktionsfaktoren zu erwirtschaften ist. Das Maximalprinzip besagt, dass mit einem gegebenen Aufwand an Produktionsfaktoren ein größtmöglicher Güterertrag zu erwirtschaften ist. (Weber 2021, S. 12)

Volkswirtschaftliches Produktivitätsverständnis

In der Volkswirtschaftslehre gelten Arbeit, Boden und Kapital als Produktionsfaktoren bzw. Produktionsmittel, die für den Erstellungsprozess von Sachgütern Verwendung finden. Unter dem Faktor Kapital werden als dauerhafte Produktionsmittel Werkzeuge, Maschinen, Gebäude und Anlagen sowie Verkehrs- und Kommunikationswege (als Infrastruktur) subsummiert. In Abgrenzung dazu gelten etwa Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe als nicht dauerhafte Produktionsmittel. Die Produktivität aller Produktionsfaktoren wird vom Stand des technischen Wissens entscheidend beeinflusst. Die Zunahme technischen Wissens – der sog. technische Fortschritt – führt zur Entwicklung und Verbreitung neuerer bzw. verbesserter Produktionsverfahren. In der Volkswirtschaftslehre steht der Begriff der Produktivität für das Verhältnis der von allen Produktionsfaktoren erstellten Ausbringung zum Einsatz eines Produktionsfaktors. (Weber 2021, S. 12)

Betriebswirtschaftliches Produktivitätsverständnis

Der Begriff der industriellen Produktion beschreibt die Erzeugung von Ausbringungsgütern bzw. Produkten aus materiellen und immateriellen Einsatzgütern bzw. Produktionsfaktoren nach bestimmten technischen Verfahren. Die Produktionsfaktoren, auch als Inputfaktoren bezeichnet, durchlaufen wertschöpfende bzw. wertsteigernde Produktionsprozesse, deren Ergebnis bzw. Output die Fertigerzeugnisse darstellen. Als Inputfaktoren gelten hierbei Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Halberzeugnisse. Der hier geschilderte Transformationsprozess lässt sich auch auf die Dienstleistungsbranche übertragen, wobei Input- und Outputfaktoren dann i. d. R. immaterieller Natur sind. Bei beiden kann die Input-Kategorie der Information noch ergänzt werden. (Weber 2021, S. 13)

Schematischer Aufbau eines Arbeitssystems (Weber 2021, S. 14)

Die Beeinflussung der technischen Produktivität – in der Folge wird der Einfachheit halber nur noch von Produktivität gesprochen – kann auf vielseitige Art und Weise erfolgen (siehe Abbildung „Möglichkeiten der Produktivitätsbeeinflussung“). Manche Möglichkeiten fokussieren sich auf den Output, andere auf den Input, wiederum andere beeinflussen sowohl Output als auch Input. Zudem ist ersichtlich, dass es quantitative und qualitative Einflüsse auf die Produktivität gibt, worauf später noch Bezug genommen wird. (Weber 2021, S. 14 f.)

Möglichkeiten der Produktivitätsbeeinflussung (Weber 2021, S. 16)

Wie aus Abbildung „Möglichkeiten der Produktivitätsbeeinflussung“ ersichtlich ist, wird das Arbeitsergebnis (der Output) in Bezug gesetzt zu den drei wesentlichen Inputfaktoren Personal, Betriebsmittel und Material. Die Messung der Produktivität kann in einem Unternehmen an verschiedenen Stellen erfolgen und unterschiedliche hierarchische Level und/oder sonstige Aggregationsgrade umfassen. Dabei muss ein klarer Zeitbezug vorliegen, auf den sich die Messwerte beziehen. (Weber 2021, S. 16)

Für die Beeinflussung der Produktivität ist das Verhältnis der Änderung von Output und Input zueinander entscheidend. In diesem Sinne kann die Kennzahl Produktivität auf verschiedene Art und Weise in eine positive (steigende) Richtung beeinflusst werden. Hierfür erfolgt idealerweise eine Einflussnahme dahingehend, dass der Output steigt und zeitgleich der Input sinkt. Diese verschiedenen grundsätzlichen Möglichkeiten zur Produktivitätsbeeinflussung sind in Abbildung „Grundlegende Ansätze der Produktivitätsentwicklung“ dargestellt. (Weber 2021, S. 16)

Grundlegende Ansätze der Produktivitätsentwicklung (Weber 2021, S. 17)

Wie bereits angeführt, kann die Input- wie auch die Output-Seite weiter untergliedert werden nach quantitativen sowie qualitativen Gesichtspunkten. Diese Feingliederung hilft dabei, produktivitätsbeeinflussende Faktoren besser zu differenzieren und somit auch Wechselwirkungen zwischen diesen Faktoren genauer analysieren zu können. Beispielhafte Ausprägungen hierfür, wie sie von Oeji genannt werden, sind in Tabelle „Beispiele quantitativer sowie qualitativer Produktivitätsbestandteile nach Input und Output“ gelistet. (Weber 2021, S. 17)

QuantitativQualitativ
InputPersonalbezogen
• Lohnkosten (inkl. Kosten für Ausscheiden und Ersetzen von Mitarbeitern)
• Anzahl Arbeitskräfte
• Kosten für die Anwerbung von Arbeitskräften
• Anzahl Job-Rotations
• Anzahl Job-Beschreibungen
• Überstunden
• Arbeitsfehler

Betriebsmittelbezogen
• Investiertes Kapital (Anlagevermögen)
• Genutzte IT-Infrastruktur
• IT-Fehler / -Zusammenbrüche
Immateriell
• Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter
• Mitarbeitermotivation
• Stresslevel der Mitarbieter
• Mitarbeiterzufriedenheit
• Qualifizierungsangebote
• Recruiting-Maßnahmen
• Organisationskultur
• Arbeitsplatzgestaltung
• Arbeitsaufteilung
• Unternehmenskultur

Materiell
• Anzahl Niederlassungen
Output• Hergestellte Produkteinheiten
• Servicevolumen
• Sortimentsumfang
• Marktanteil
• Kundensegmente
• Fehleranzahl (ggf. untergliedert nach Zeitpunkt, wenn Fehler festgestellt wurde)
• Nachbearbeitungsvorgänge / Ausschuss
• Kundenzufriedenheit
• Geschäftsimage
• Standardisierung von Dienstleistungen
• Kundenwartezeiten
Beispiele quantitativer sowie qualitativer Produktivitätsbestandteile nach Input und
Output (Weber 2021, S. 18)

Sowohl auf der Input- als auch auf der Output-Seite können die quantitativen wie qualitativen Produktivitätsbestandteile weiter untergliedert werden nach verschiedenen Dimensionen, wie es in Tabelle „Beispiele quantitativer sowie qualitativer Produktivitätsbestandteile nach Input und Output“ teilweise bereits erfolgt ist. So kann beispielsweise der quantitative Input zur Herstellung von Erzeugnissen grundlegend unterschieden werden nach den Produktionsfaktoren (personalbezogen, betriebsmittelbezogen und materialbezogen). Der qualitative Input kann beispielweise untergliedert werden in immaterielle und materielle Faktoren. (Weber 2021, S. 18)

Produktivitätsmanagement

Alle Prozesse eines Unternehmens haben unmittelbar oder mittelbar Einfluss auf seine Produktivität. Dies betrifft Tätigkeiten in direkten und indirekten Bereichen ebenso wie automatisierte oder vom Menschen ausgeführte Arbeiten. Aus diesen Gründen muss der Betrachtungsgegenstand zur Beeinflussung der Produktivität das gesamte Unternehmen als soziotechnisches System sein. (Weber 2021, S. 19)

Quellen:

  • Weber, Marc-André (2021): Nutzung der Digitalisierung zur Produktivitätsverbesserung in industriellen Prozessen unter Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher Anforderungen. Springer Berlin Heidelberg; Springer-Verlag GmbH, Berlin, Heidelberg.
  • Quesnay, F. (1766): Analyse de la formule arithmétique du tableau économique de la distribution des dépenses annuelles d‘une nation agricole. In: Journal de l‘Agriculture, du Commerce & des Finances, S. 11–41.