Der Begriff der Führung wird in der Literatur in vielfältiger, z. T. widersprüchlicher Weise definiert und kontrovers diskutiert. Als gemeinsamer Nenner schält sich dabei heraus, dass Führung als ein irgendwie gearteter Versuch der Einflussnahme oder Einwirkung auf das Verhalten anderer Personen verstanden wird. (Berthel/Becker 2007, S.108)

Führung ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. Sie dient dazu, Ziele jenseits der Führung zu erreichen: z. B. ökonomischen Erfolg, Überleben des Systems usw. Führung hat zunächst keinen Selbstzweck, weshalb die Legitimationsfrage für Führungshandeln häufig unterschlagen wird. (Bolten 2013, S.15)

Wie legitimiert sich Führung?

Führung legitimiert sich über Ziele. Ohne Ziele geht es nicht. Haben Führungskräfte kein Ziel, ist Führung illegitim. Sinn eines Management by Objectives (MbO) ist es, Ziele zu vereinbaren und Hilfestellungen aufzuzeigen, wie man zu diesen Zielen kommen kann, um dem Mitarbeiter dann selber zu überlassen, wie er diese Ziele erreicht. Gemeinsame Zielfindungen sind verpflichtender als einseitige…

Führung als Prozess der Einflussnahme, welcher einerseits ein für die Geführten günstiges Umfeld generiert und sie andererseits in der Wahrnehmung und Verarbeitung dieses Umfeldes so unterstützt, dass sich die Auftretenswahrscheinlichkeit jenes zielgerichteten, selbstmotivierten und selbstkoordinierten Verhaltens der Geführten erhöht, welches das Überleben der Organisation als auch der beteiligten Individuen jetzt und in Zukunft sichert. (Pfister/Neumann 2019, S.59f)

Führung ist zielgerichtete Einflussnahme und geschieht prinzipiell auf zweierlei Weise: (Berger 2018, S.78)

  1. Personale Führung (Individuum)
  2. Strukturelle Führung (Organisation)
Einflusssphären von Führungskräften (Berger 2018, S.78)

Führung ist kein eindimensionaler Prozess, sondern ein interaktioneller Prozess. Interaktion ist eine soziale Tatsache, eine Art soziales Grundgesetz der Führung. Interaktion ist die wesentliche Steuerungsplattform für Führungskräfte, die eine überwiegende Anzahl von Identitätswahrnehmungen bewirken soll. Sowohl in positiven wie in negativen Situationen können Interaktionen ihre Eigendynamik entwickeln. (Bolten 2013, S.58)

Für Zusammenarbeit sorgen

Organisationen haben erkannt, dass das Freischalten von Agilität mehr als nur die Skalierung einer Vielzahl von Scrum-Teams erfordert. Die Organisationstheorie geht auf die 1940er Jahre zurück und war von der Idee geprägt, dass eine Organisation am besten verstanden werden kann, wenn man jedes ihrer Teile sorgfältig studiert – ähnlich wie eine Maschine. (Hesselberg 2019)

Führung liegt demnach vor, wenn folgende wesentlichen Merkmale vorliegen: (Berthel/Becker 2007, S.108)

  • Mindestens zwei Personen existieren: Führer und Geführter;
  • Eine soziale Interaktion (gekennzeichnet durch die wechselseitige Bedingtheit des Verhaltens) stattfindet;
  • Diese Interaktionsbeziehung asymmetrisch verläuft, d. h. die Möglichkeit zur Willensdurchsetzung aufgrund unterschiedlicher Machtverteilung primär aufseiten des Führers liegt;
  • Die Einflussnahme des Führers zielorientiert erfolgt, also auf die Erreichung bestimmter Ergebnisse bzw. die Erfüllung bestimmter Aufgaben ausgerichtet ist;
  • Wirksamkeit der Führung bezüglich Verhaltensauslösung und Verhaltenssteuerung vorliegt;
  • Die Willensdurchsetzung durch spezifische Aktivitäten der Information, Instruktion, Entscheidung, Motivation, Konfliktlösung erfolgt;
  • Im Führungsprozess eine Ausbildung von Rollen (Verhaltenserwartungen), Werten und Normen stattfindet;
  • Die Interaktion dynamisch ist, d. h. sich permanent entwickelt und Veränderungseinflüssen unterschiedlichster Art ausgesetzt ist.

Siehe auch:

Quellen:

  • Bolten, Günter (2013): Auf der Suche nach Führungsidentität. Orientierungshilfen für Führungskräfte. Wiesbaden: Springer Gabler.
  • Berger, Peter (2018): Was ist Führung und was ist eine Führungskraft? In: Peter Berger (Hg.): Praxiswissen Führung. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg, S. 77–82.
  • Berthel, Jürgen; Becker, Fred G. (2007): Personal-Management. Grundzüge für Konzeptionen betrieblicher Personalarbeit. 8. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.
  • Pfister, Andres; Neumann, Uwe (2019): Führungstheorien. In: Eric Lippmann, Andres Pfister und Urs Jörg (Hg.): Handbuch angewandte Psychologie für Führungskräfte. Führungskompetenz und Führungswissen, Bd. 40. 5., vollständig überarbeitete Auflage. Berlin, Germany: Springer, S. 39–73.